3. Rubbenbruchsee Marathon Osnabrück

10.12.2016

Vorher

Der Rubbenbruchsee Marathon südwestlich der Stadt Osnabrück ist der erste Marathon, den ich nicht nur zweimal, sondern mittlerweile ein drittes Mal in Angriff nehme. Alle anderen 24 Marathons und Ultras in meiner Liste habe ich bisher nur einmal absolviert. Und was ist mitunter Grund dafür? – Ein dritter Sieg in Folge sollte her. Den 1. und 2. RuM konnte ich mit sicherem Vorsprung und jeweils Zeiten von unter 3 Stunden gewinnen. Der zweite, nicht minder wichtige Grund für einen Start am selben Ort mitten im Dezember sind die Treffen und Gespräche mit super Laufkollegen. Ganze 15 Läuferinnen und Läufer sollten hier und heute ebenfalls ein drittes Mal starten, weitere 20 Leute sind erstmalig „Wiederholungstäter“. Das spricht natürlich auch für die erstklassige Organisation durch den Marathon-Abenteurer Michael Brehe und seine Family und Freunde, die hier bei Temperaturen um den Gefrierpunkt stets mit einem Lächeln im Gesicht für uns Verrückte da sind. Aber dazu nachher mehr.
Für meine Freundin und mich ging es zunächst am Freitagabend von Bielefeld zurück in die Heimat. Wir sind jedoch nicht zu meinen Eltern nach Hopsten gefahren, sondern haben bei Sophies Eltern in Laggenbeck Halt gemacht. Diesmal haben wir den RuM-Tag anders geplant, als in den beiden Jahren zuvor, denn Sophie sollte mich nicht die gesamte Zeit über begleiten. Für sie hieß es, am nächsten Tag noch Weihnachtsgeschenke zu shoppen.
Nach einer ordentlichen Portion Pasta-Reis mit Hackbällchen gingen wir diesen Freitagabend nicht all zu spät ins Bett. Am Samstagmorgen holten mich meine Eltern dann gegen 09:40 Uhr in Laggenbeck ab, nachdem ich mich von Sophie verabschiedet hatte. Gegen 10:20 Uhr, also entspannte 40 Minuten vor dem Start, kamen wir am Café nahe des Rubbenbruchsees an und fanden auf Anhieb einen Parkplatz auf der Zufahrtsstraße zum See. Da das Wetter mit seinen fast windstillen und bewölkten 8°C nicht allzu wechselfreudig aussah, blieb ich bei meinem Outfit: enges Unterhemd, Longsleeve, ¾-Hose, Kompressionsstrümpfe und Handschuhe mit Stirnband. Hätte es mehr nach Regen ausgesehen, kämen Laufjacke und Kappe dazu.
An der Startnummernausgabe angekommen gab es bereits die ersten bekannten Gesichter. Es fühlte sich sofort wieder gesellig und familiär an, obwohl ich als Vorjahressieger wieder als Favorit im Gespräch war. Ich schätze diese lockere, witzelnde Atmosphäre und genieße das Zusammensein mit all diesen laufverrückten Marathon-Sammlern. Man kann sich immer wieder ein paar Tipps abholen, zumal ich im nächsten Jahr mit meinem 2017-Marathon-Experiment einiges vorhabe (17 Marathons in 2017).

Während ich im letzten Jahr die Startnummer 33 hatte, habe ich mich dieses Mal als 31. angemeldet. Beim Organisator Michael habe ich mir direkt nachgefragt, ob ich mir für nächstes Jahr meine Lieblingszahl 17 sichern dürfe. Gar kein Problem, wie er mir versicherte. Super Sache!
Bevor es in knapp 30 Minuten losgehen sollte, wollte ich mich noch ca. 2 km warmlaufen. Also nichts wie ab auf die Piste. Bereits nach wenigen hundert Metern merkte ich, dass die Beine heute sehr locker waren. Durfte ich heute mit einer Verbesserung meines eigenen Streckenrekords vom 1. RuM (02:54:28 Std.) rechnen? Na hoffentlich …
Mein Plan war es jedoch, mich zunächst bei etwa 04:10 min/km einzupendeln, was auf eine Zeit von unter 02:56 Std. hinauslaufen würde. Bestenfalls gibt es heut‘ mal doch eine schnellere zweite Hälfte.
10 Minuten vor dem Start war ich dann rundum bereit und auch meine Eltern standen in den Startlöchern. Sie wollten heute – gemäß ihrer eigenen RuM-Tradition – ihre Trainingslaufrunden gegen den Uhrzeigersinn um den See drehen. So würden sie mir dann wieder mehrmals entgegen kommen und auf mindestens 21 km kommen. Noch schnell ein paar letzte Fotos geknipst und die Laufschuhe mit Doppelknoten geschnürt, dann waren wir bereit. Meine Vorfreude war wieder enorm, denn ich durfte nun zum 27. Mal Marathon laufen, und die Betonung liegt wie so häufig auf „dürfen“.

Als sich die Uhrzeit 11:00 Uhr näherte, wurde wieder die große Digitaluhr gezückt und gemeinsam von 10 runtergezählt. Und anders als auf großen Stadtmarathons setzte sich der Läuferpulk hier ganz gemächlich in Bewegung. Kein Stress, keine Eile, kaum Konkurrenzgedanken … so lieben wir’s.

Der Lauf

Verfolgt von dem Klatschen einiger Zuschauer und den Schritten der anderen 51 Marathonis ging es für mich am östlichen Seeufer entlang Richtung Süden. Lockeren Schrittes lief ich über die breiten Schotterwege der ersten kleinen Holzbrücke bei KM 0,5 entgegen und erreichte schon bald den südlichsten Punkt des Sees (KM 1 in 04:02 min). Wenig später überquerte ich eine größere Holzbrücke, hinter der es auf der ersten und letzten Runde rechtsrum ging (kleine See-Runde von ca. 3,1 km Länge). Auf der 2. bis 8. Runde verlief die Strecke durch das angrenzende Waldstück südlich des Sees, sodass an dieser Stelle links abgebogen werden muss (große See-Runde von 5,14 km Länge). Die erste kleine See-Runde unmittelbar am Ufer entlang diente also einer Art Warmlaufen, sodass es am westlichen Ufer direkt wieder Richtung Norden ging.

Vorbei an großen Bäumen, gefolgt von einer kurzen Links-Rechts-Kurve merkte ich bei KM 2 (laut Uhr in 04:12 min), dass etwas nicht stimmen konnte. Gefühlt bin ich keine Sekunde langsamer geworden, sondern ganz im Gegenteil. Spinnt etwa meine Laufuhr? Im Training hat sie bisher erst zwei-dreimal ausgesetzt, als ich im tiefsten Wald unterwegs war. Aber hier? Ich blieb wachsam und vertraute lieber meinem Bauchgefühl, statt der Sekunden-Angaben.
Der nächste Abschnitt führte nach einer erneuten Links-Rechts-Kurve durch eine lange Allee, die mir aus den bisherigen Veranstaltungen nicht allzu gut in Erinnerung geblieben ist. Je später das Rennen wurde, desto kräftezerrender kann so eine lange Gerade werden. Mal sehen, wie ich heute damit zurechtkommen werde. Im nördlichen Teil des Sees durchlief ich auf einer kurzen, kurvenreichen Passage ein kleines Waldstück, woraufhin schon die dritte Holzbrücke des Kurses folgte. Daran schloss sich nur noch eine lang gezogene Rechtskurve an und das Start-Ziel-Gelände war erreicht. Bei KM 3 zeigte mir die Uhr im Übrigen 04:06 min an, was mir realistisch vorkam.

Ein letztes Mal klatschte mir meine Mutter in dicker Jacke und Mütze vom linken Streckenrand zu, während mein Vater von der rechten Seite aus ein paar Fotos schoss. Kurze Zeit später würden auch sie auf die Laufstrecke huschen und die Kamera im Auto lassen.
Nun ging es für mich auf die erste lange Runde zu und ich freute mich, dass es in den letzten Tagen trocken geblieben ist. Denn so war mit wenig oder gar keinen Pfützen zu rechnen. Bei KM 4 (in 04:03 min) bog ich dann nicht rechts, sondern links ab und befand mich auf der langen Allee Richtung Süden. Der dichte Wald rings um mich herum ließ vermuten, dass auch hier meine Uhr spinnen könnte. Und so fiel mir zwischendurch ins Auge, dass die Distanzmessung aussetzte. Na toll! Wie sollte ich mich dann unter Kontrolle haben, wenn höchstens 2 km pro Runde unter freiem Himmel ein lupenreines GPS-Signal zuließen? Ich musste versuchen, mich nicht so sehr darüber zu ärgern, denn es ließ sich ja sowieso nicht ändern. KM 5 in 04:12 min, obwohl ich gefühlt im 4er-Tempo unterwegs war, missachtete ich somit.
Also weiter im Programm. Am südlichsten Punkt angekommen bog ich rechts ab und befand mich auf einem leicht ansteigenden Weg, den ich in der ersten Runde noch ohne Temporeduzierung abhaken konnte. Am höchsten Punkt folgte nach einer Rechtskurve ein ebenso steiles, aber abfallendes Stück in den Wald hinein. Dieser Abschnitt ist Genuss pur und Belohnung für den etwas öderen Teil der Zusatzschleife. Denn nun folgte die von vielen geliebte, etwa 500 Meter lange Cross-Passage auf einer Art Deich und zwischen mehreren Bäumen hindurch. Viele Blätter verdeckten mögliche Stolperfallen wie Wurzeln oder Löcher, doch wir waren geübte Läufer und wussten, wie die Beine hier einzusetzen sind. Immer ein paar Zentimeter höher und lieber mal einen kurzen Schritt mehr, als zu ein zu hohes Risiko. Zusätzlich waren wir über ein Foto auf der RuM-Homepage informiert, welches eine blutige Knieverletzung des Organisators zeigt, die er sich hier schon mal zugezogen hat.
Kurz hinter KM 6 (in 04:07 min) verließ ich den Wald und befand mich auf der See-Runde. Noch lief es sich sehr einsam, aber ich wusste, dass spätestens in 2 Runden die ersten Überrundungen beginnen würden. Außerdem waren heute unerwartet viele Spaziergänger unterwegs. Besonders ins Auge fiel mir eine kleine Familie mit zwei Kindern, die allesamt zu klatschen und zu lächeln begannen, sobald ihnen ein Läufer entgegen kam. Das war ganz sicher nicht nur mir als Führendem gewidmet, sondern jeder und jedem Einzelnen von uns. Super Sache und Danke für das Quäntchen Zusatzmotivation!
Da ich am Ende meiner 2. Runde, also nach gut 8 Kilometern, meiner GPS-Laufuhr kein Vertrauen mehr schenken wollte, greife ich von nun an auf die Rundenzeiten zurück, die durch die Helfer am Verpflegungszelt notiert werden. Auch das ist ein super Service und keine Selbstverständlichkeit – vielen lieben Dank! Nachdem ich die erste, kleine Runde in 12:26 min (entspricht 04:01 min/km) absolviert habe, folgte die zweite und erste große Runde in 20:43 min (04:02 min/km). Allein an diesen Durchgangszeiten sieht man, dass meine Uhr des häufigeren kurze Aussetzer gehabt haben muss. Schade.
Die dritte Runde verlief ebenso gleichmäßig und harmonisch in 20:48 min (04:03 min/km), sodass ich mir nun erstmals einen Schluck Wasser gönnen wollte. Schon im Vorfeld des Marathons habe ich für mich entschieden, heute explizit stehen zu bleiben, bevor ich zum Becher greife. Ein Gerenne und Gegrabsche am Verpflegungstisch sorgt nicht nur bei den Helfern und umstehenden Läufern für Unruhe, sondern bringt auch mich aus dem Konzept. Die paar Sekunden, die im gesamten Lauf zusammenkommen, werde ich verkraften können. Und so blieb ich nach der 3. Runde kurz stehen, griff mit beiden Händen nach dem personalisierten Becher mit der Nummer 31, den ich mir zuvor zur Hälfte mit Wasser gefüllt hatte, und schluckte einen kleinen Teil hinunter. Das Wasser war zwar sehr kühl, tat aber trotzdem gut. Danach steckte ich ihn wieder zurück in das dafür vorgesehene Loch in der Halterung und zischte ab. Runde Nr. 4 stand nun bevor.
Und die ersten Überrundungen folgten nun, was den Lauf für mich ein wenig interessanter machte. Meinen Eltern empfahl ich außerdem bei einer unserer Begegnungen, sie sollten doch auch mal die Zusatzschleife ausprobieren und nicht immer nur die kleine See-Runde belaufen. Ich war mir sicher, dass ihnen dieses Stück gefallen würde.
Die vierte Runde sollte in 20:35 min ganz knapp die schnellste des Tages werden und dass trotz kurzer Trinkpause am Anfang (04:00 min/km). Darüber war ich sehr froh und es beflügelte mich auch für meine fünfte Runde, die ich in 20:41 min nur unweigerlich langsamer beenden konnte (04:01 min/km). Somit war über die Hälfte geschafft und ich fühlte mich nach wie vor fit. Mit welcher Endzeit ich rechnen konnte, war aufgrund der kleinen Zicke am linken Handgelenk schwer einzuschätzen. Wenn ich im Nachhinein die halbe Zeit meiner fünften Runde zu den vorangegangenen vier Rundenzeiten addiere, so komme ich auf eine Halbmarathon-Durchgangszeit von 01:24:52 Stunden. Respektabler Schnitt für jemanden, der lediglich mit einer Zeit von 02:54 Std. rechnet. Und ehrlicherweise liebäugelte ich nicht mal mit einer Zeit von unter 02:52 Std.
Nach nunmehr fünf Runden griff ich zur Belohnung ein zweites Mal zum Wasserbecher. Diesmal hielt ich zwar an, aber nahm den Becher aus der Hand einer Helferin instinktiv ein paar Meter mit und trank im Gehen. Ich stellte diesen dann am Ende des letzten Verpflegungstisches auf die Tischplatte, bedankte mich über meine linke Schulter hinweg und lief weiter. Na das nenne ich Service, denn so recht habe ich nicht damit gerechnet, dass mir der Becher gereicht wird. Zudem schien es mir, als wäre er wieder mit Wasser ohne Kohlensäure aufgefüllt gewesen. Hammer Service!
So lief es sich entspannt Kilometer um Kilometer weiter um den Rubbenbruchsee und durch den benachbarten Wald mit seinem Trailpfad. Unterwegs teilten mir meine Eltern in einem kurzen Augenblick mit, sie seien von der Zusatzschleife begeistert. Das freute mich natürlich und was mich ebenfalls freute, ist, dass sie die Schleife durch den Wald nicht gegen den Uhrzeigersinn liefen, sondern mit dem Läuferstrom. So vermieden sie auf der Cross-Passage mit ihren vielen Bäumen eine plötzliche frontale Begegnung mit einem anderen schnellen Läufer. Wer weiß, vielleicht kommen meine Eltern irgendwann auf den Geschmack, hier auch den ganzen Marathon zu laufen.
Meine insgesamt sechste und fünfte große Runde war mit 20:39 min die zweitschnellste des Tages und das auch wieder inklusiv Trinkpause (04:01 min/km). Erst die siebte und vorletzte große Runde wurde scheinbar etwas anstrengender. Das war im Körper noch nicht zu spüren, aber machte sich auf der Uhr mit 20:54 min bemerkbar (04:04 min/km). Mit dem nun leicht einsetzenden Nieselregen konnte ich mich gut arrangieren, da ich nur noch gut 8 km zu laufen hatte. Zudem war er im Gesicht eher kühlend, als dass er störte.
Mit einer dritten und letzten Trinkpause, die genauso vonstatten lief wie die vorherige, verabschiedete ich mich in meine vorletzte Runde. Ein letztes Mal durch die lange Allee im Wald bevor es rechts ab auf das Bergauf-Stück zuging, ein letztes Mal die darauf folgende Bergab-Passage und das Trail-Stück genießen und ein letztes Mal der Zeit keine Beachtung schenken. Der Zeit keine Beachtung schenken?! Genau, wie sah es eigentlich aus? Mit welcher Zielzeit durfte ich rechnen?
Als ich nach 21:12 min die letzte lange Runde in der Tasche hatte (04:07 min/km), überlegte ich, welche Zielzeit mit einer letzten 13-minütigen See-Runde realistisch war. Da meine Laufuhr ja weiterlief, zeigte sie nach 8 von 9 Runden ein Zeit von 02:37:58 Std. an. Mit knapp 13 Minuten läge ich also noch unter 02:51 Std., was der absolute Wahnsinn wäre. Diese kurze Hochrechnung hat mich natürlich zusätzlich motiviert und ich war Feuer und Flamme für die neue Streckenrekordzeit, die mir nun keiner mehr nehmen konnte.
Für noch mehr Motivation sorgte anschließend noch meine Freundin Sophie, die pünktlich zu meinem Schlusssprint extra zum Rubbenbruchsee gekommen ist. Das ist erst recht Wahnsinn, denn nun haben meine Beine jegliche Müdigkeit vergessen und ballerten in einem Tempo von unter 4 min/km über die Schotterpiste. Die Sub-02:51 ist anvisiert und sollte kein Problem darstellen.
Als ich dann nach den beiden Links-Rechts-Kurven auf der Westseite des Sees und der langen Allee auch das letzte kleine Waldstück hinter mir gelassen habe, merkte ich auf der letzten Holzbrücke des heutigen Rennens, dass auch eine Zeit von unter 02:50 Std. zu schaffen sein könnte. Ich nahm alle Euphorie zusammen und schleuderte die Beine in der Innenkurve der Strecke kräftig nach vorne. Einen solchen Zielsprint hatte ich selbst gegen physische Gegner nur selten zutage gefördert. Aber das hier war ein Kampf gegen mich und jede einzelne Sekunde. Unvorstellbar, dass die Ziellinie nun wenige Meter zu weit entfernt liegen könnte, um diese Schallmauer zu brechen. Nochmals versuchte ich mich zu fokussieren und ignorierte jegliche Finisher-Pose, die ich mir für diesen Hattrick ausgemalt hatte. Die ausgebreiteten Arme waren egal, das Lächeln im Gesicht war egal, der Blick auf die Uhr gefesselt und dennoch sprudelten innerlich die Glückshormone.
Eine Zeit von 12:05 min auf den letzten 3,12 km (03:52 min/km) sorgten regelrecht für ein Runner’s High.

Ein unbeschreibliches Gefühl, als ich neben dem Ziel-Fahrrad das Aus-Knöpfchen auf meiner Uhr drückte, die 02:50:00 Std. aufleuchten sah und mir eigentlich sicher sein konnte, es doch nicht geschafft zu haben. War das nun Enttäuschung? Oder gar Wut? War ich wütend auf mich selbst, dass ich solch eine Chance nicht schon viel eher erkannt habe?
Es war nichts dergleichen, denn ich war überglücklich über diesen Sieg und noch viel glücklicher über meine Gesundheit, die mir zu dem 9. Marathon in diesem Jahr verholfen hat. Das ist ein einmaliges Erlebnis, das ich unmittelbar nach dem Einlauf mit meinen Eltern und meiner Freundin teilen durfte.

Nachher

Es hagelte von allen Seiten Gratulation und doch wollte ich erst Gewissheit über meine Zeit haben. Kurze Zeit später hieß es aus einem der Zelte, ich sei 02:50:03 Stunden gelaufen. Okay, abhaken, dachte ich mir. Nichtsdestotrotz bin ich hier heute meinen fünftschnellsten Marathon gelaufen und dafür empfing ich die Gratulationen nur zu gern. Die Stimmung war super, obwohl es sich hier jedes Mal um einen sehr stillen Zieleinlauf handelt. Aber auch das wir mir egal.
Den feinen Nieselregen hatte ich ganz vergessen und wurde erst dadurch erinnert, dass mir Sophie mit einem orangenen Regenschirm entgegenkam. Ohjee, die armen Zuschauer und Helfer.
Was dann folgte, ging alles sehr schnell. Mir wurde eine schöne Medaille überreicht, die in diesem Jahr einen rot gefärbten Rubbenbruchsee aufweist (2014 war dieser blau, 2015 weiß), dann wurde ein Finisher-Foto von mir geknipst und nicht zuletzt schrie der Verpflegungstisch nach mir. Obwohl es in diesem Jahr sogar Glühwein gab, verzichtete ich gern und widmete mich dem Malzbier, das ich hier schon in den Vorjahren genießen durfte. Einfach herrlich.

 

Bevor ich richtig zu Atem gekommen bin, sprach mich ein Reporter der Online-Zeitung NOZ an und fragte nach einem kurzen Interview. Dieses gab ich natürlich gern und war schon gespannt, ob mein Nachname diesmal richtig geschrieben werden würde. Das „Kopieren – Einfügen“ beherrschen nämlich heutzutage noch nicht alle Reporter.

Bevor es für uns vier gleich zurück ins Auto ging, wo wir die Zeit bis zur Siegerehrung mit Sitzheizung und ein paar Leckereien verbringen wollten, kamen noch ein paar Kontrahenten am Start/Ziel vorbei und gratulierten mir im Vorbeigehen. Unter anderem Ingo und der Serien-Zweite Jürgen, die heute gemeinsam auf dem zweiten Platz einlaufen werden. Solch Gratulationen von Leuten, die sich noch im Wettkampf befinden, ehren mich zutiefst. Würde ich genauso agieren? Hm, ich hoffe und denke schon.

Am Auto meiner Eltern angekommen, zog ich mir zunächst die nassen Klamotten vom Leib, zog mir was Trockenes über und verschwand zu meinen Liebsten ins Warme. Dort hatten wir noch über 1 Stunde, die wir mir netten Gesprächen über den heutigen Lauf und mit einem Telefonat mit meiner Schwester überbrückt haben. Meine Eltern sind im Übrigens ganze 22,2 km gelaufen und haben dabei drei Schleifen durch den südlichen Wald gedreht. Sag ich doch, sie nähern sich dem Marathon stetig an.
Um 15:15 Uhr verließen wir das Auto wieder und machten uns auf den Weg zur Siegerehrung vor dem Verpflegungszelt. Während noch einige Läufer auf ihre letzten Runden verschwanden, waren die ersten drei Männer und Frauen bereits im Ziel. Hier gab es ganz Gentleman-like zuerst die Pokale für die Damen und anschließend für uns Herren. Obwohl die 3 Sekunden noch etwas schmerzten, freute ich mich über den dritten Triumpf in Folge und merkte, dass auch meine Laufkollegen sich für mich mitfreuten. Sowas tat gut und ließ die Vorfreude auf nächstes Jahr aufflammen.

Nach ein paar netten Worten an die vielen, fleißigen Helfer und alle anwesenden Teilnehmer und Zuschauer, folgten noch ein paar kurze Gespräche und etwas gewohnte Fachsimpelei, bevor es für uns um 15:30 Uhr endgültig nach Hause ging. Ich freute mich schon auf die warme Dusche und den bevorstehenden Abend mit meinen engsten Freunden in Münster. Traditionell veranstalten wir Mitte Dezember unser jährliches Wichteln, so auch heute. Da wird die Medaille um den Hals natürlich nicht fehlen dürfen.

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

42,195 km

 

02:50:03 Std.

 

02:50:03 Std.

 

Männl. Hauptklasse (87-96)

 

1. von 5 (20,0 %)

 

1. von 47 (2,1 %)

 

1. von 52 (1,9 %)