50. Int. Schwarzwald-Marathon Bräunlingen

08.10.2017

Vorher

Seit vielen Monaten reifte in mir die Überlegung, endlich einen weiteren großen Klassiker in Deutschland unter die Füße zu nehmen: den zweitältesten Marathon der Nation und gar ältesten Frauenmarathon der Welt. Der 1. Schwarzwald-Marathon am 06. Oktober 1968 erlaubte Frauen erstmals, die gesamten 42,195 km zu absolvieren, während der DLV dies noch nicht offiziell zuließ (diese Zulassung folgte 1971). Das separat gestartete Frauenfeld von 49 Finisherinnen (bei 51 Starterinnen) führte Marthel von der Berge in einer Zeit von 04:19:57 Stunden an. Dass diese Zeit bei dem 50. Jubiläum im Jahr 2017 getoppt werden würde, steht außer Frage.
Weiterhin durfte sich der familiäre Lauf im baden-württembergischen Bräunlingen zwischen 1970 und 1976 als weltgrößter Marathon bezeichnen. Die Finisherzahlen stiegen in dieser Zeit von 1040 auf 2143 im Jahr 1975 an. Erst danach explodierten auch bei den namhaften Stadtmarathons in New York und London die Teilnehmerzahlen, sodass der Schwarzwald-Marathon diese Auszeichnung hergeben musste. Nach dem Allzeit-Hoch von 2321 Finishern in 1986 fiel diese Zahl drastisch bis 30 Jahre später in 2016 das Allzeit-Tief von nur 297 Marathonis im Ziel erreicht wurde. Welche Zahl kann man nun in diesem Jahr erwarten?
Und ich wollte Teil dieser besonderen Finisher-Zahl werden. Warum eigentlich nicht? Hürden zum Erreichen dieses Ziels gab es jedoch genügend – mehr als bei vergleichbaren Events und mehr als mir lieb war. Zum einen liegt der Veranstaltungsort Bräunlingen ganze 780 km von Hamburg entfernt, was eine schnelle Anreise kaum möglich machte, und zweitens ist das Marathon-Wochenende zwischen den beiden wohl wichtigsten Arbeitswochen des Jahres gelegen. Nachdem am Donnerstag zuvor (05.10.) die erste Serviceagentur-Tagung in Hamburg stattfand, sollte am darauffolgenden Donnerstag (12.10.) die zweite Tagung in Neu-Ulm folgen. Dazwischen waren unzählige Dinge vorzubereiten und zu organisieren, sodass an ein paar Tage Urlaub definitiv nicht zu denken war.
Eine weitere Sache schränkte Sophie und mich in unserer Planung ein, wenn auch nicht in negativer Hinsicht: unser Unterkunftsort am Marathonwochenende sollte nämlich nicht in Bräunlingen, sondern im benachbarten Villingen-Schwenningen liegen, dem Wohnort von Sophies Tante und Onkel. Beide habe ich vor zwei Jahren erstmals auf einer Geburtstagsfeier ihrer Tochter in Stuttgart kennen gelernt und freute mich nun riesig, dass wir von Samstag auf Sonntag bei ihnen im Haus unterkommen durften. Auch die Zeit vor und nach dem Lauf würde sehr unterhaltsam werden, denn ich schätze deren Humor und entspannt Art sehr und wusste, dass wir zu viert viel Spaß haben würden.
Nun ging es am 24.08.2017 endlich an die konkrete Koordination unseres Schwarzwald-Abenteuers. An diesem Tag buchte ich endlich meinen Marathon-Startplatz. In der moderaten Anmeldegebühr von 40 € befand sich neben der personalisierten Startnummer und Verpflegung auch ein Goodie-Beutel mit einem Paar Laufsocken von Falke im Wert von 17 € und einem Glas mit selbstgemachtem Blütenhonig – die Finisher-Medaille nach Beendigung des Laufes natürlich nicht zu vergessen.
Am 21.09.2017 buchten wir dann auch endlich unsere Hin- und Rückreise. Nach langem Abwägen, ob eine Fahrt mit dem Auto mehr Sinn mache, als mit der Bahn zu fahren, entschieden wir uns für die Zugfahrt ab Bielefeld. Hier konnten wir uns auch mal zurücklehnen und die Augen zumachen, während die Autofahrt von über 1500 km ganz schön geschlaucht hätte. Um jedoch keine paar hundert Euro ausgeben zu müssen, fiel die Wahl auf nächtliche Bahnfahrten mit zwei Umstiegen auf der Hinfahrt und vier Umstiegen auf der Rückfahrt. Dank zweier 15-€-Gutscheine von Toffifee kosteten uns Hin- und Rückfahrt nur 44,80 € pro Person. Die Umstiege und somit kurzen Schlafmöglichkeiten nahmen wir in diesem Zusammenhang gerne in Kauf.

 

Und so kam es, dass ich nach unheimlich stressigen und sehr langen Arbeitstagen zu sehr wenigen Trainingseinheiten gekommen bin. In Summe konnte ich in den vergangenen drei Wochen nur xx Kilometer abspulen. Zu allem Überfluss dauerten viele Nächte nicht länger als 5 Stunden und vom Kopf her wollte sich die geliebte Marathon-Vorfreude auch noch nicht einstellen. Schade!
Nach einer sehr harten Arbeitswoche habe ich am Freitagnachmittag um 15 Uhr Feierabend gemacht und bin zum Auto gegangen, den ich schon drei Tage zuvor – am Tag der deutschen Einheit – direkt vor dem Büro geparkt hatte. Dort erwartete mich schon einer meiner drei Mitfahrer, die ich mit nach Bielefeld nehmen wollte. Auch er fiel dem Orkan Xavier zum Opfer, indem sein Zug gen Süden vom Vormittag ersatzlos gestrichen wurde. Dass dieses Schicksal mehrere Menschen ereilt hat, zeigte sich leider kurze Zeit später auf den Straßen Hamburgs. Für den kurzen Weg von der Tchibo Zentrale in der City Nord zum Berliner Tor, wo die beiden anderen Mitfahrerinnen ab 15:30 Uhr auf uns warteten, brauchten wir eine ganze Stunde.
Daraufhin ging es schleppend weiter Richtung Elbbrücken und im zähfließenden Verkehr über die A255 und A1. Erst ab Erreichen der A7 wurde es endlich etwas flüssiger. Zum Glück war unsere kleine Fahrgemeinschaft trotzdem gut gelaunt, sodass uns auch die merkwürdige Stauumfahrung bei Soltau über diverse Landschaftswege mit Kopfsteinpflaster nicht aus der Ruhe brachte. Um 19 Uhr erreichten wir Bielefeld-Schildesche und 5 Minuten später stand ich in der WG meiner Freundin. Völlig erschöpft und leider mit einer kleinen Standpauke konfrontiert. Berechtigterweise forderte Sophie, dass ich mich zumindest ganz kurz hätte melden müssen. Sie hatte sich aufgrund der Verspätung große Sorgen gemacht. Tut mir Leid, mein Schatz!
Da Sophie leckere Pasta mit Hackfleisch und Bolognese-Soße gemacht hat und das Essen auch schon fertig war, setzten wir uns an den Küchentisch. Dazu gab es heißen Tee, um auf den letzten Metern nicht noch krank zu werden. Danach wurden die Zähne geputzt, alle Reisesachen zusammengeräumt, bequeme Klamotten angezogen und dann nichts wie auf zur S-Bahn-Station Schildesche. Dort zog ich mir ein 2,60 € Einzelticket und um kurz nach 20:30 Uhr erreichten wir bereits den Bielefelder Hauptbahnhof. Mit knapp 10-minütiger Verspätung startete unser erster Zug Richtung Dortmund. Das Schwarzwald-Abenteuer konnte beginnen.

Während ich portionsweise ein wenig Schlaf nachholen konnte und Sophie noch an ihrer Hausarbeit werkelte, erreichten wir planmäßig unseren Anschlusszug in Dortmund, von wo aus uns eine über sechsstündige Zugfahrt nach Offenburg bevorstand. Diese Zeit nutzte ich für weiteren Schlaf und machte es mir an Sophies linker Schulter und auf ihrem Schoß gemütlich. Lediglich die Schaffner bereiteten mir mit ihrer gereizten Stimmung etwas schlechte Laune. Wie es meine Art ist, ließ ich sie es wissen und schnaufte verärgert zurück, als ich mitten aus dem Schlaf gerissen das Ticket vorzeigen musste.
In Offenburg kamen wir pünktlich um 04:49 Uhr an, verschanzten uns in die kleine Bahnhofshalle und warteten sehnlichst auf die Weiterfahrt um 05:54 Uhr. Von da an dachten wir, nicht mehr so fest einschlafen zu können wie zuvor. Aber weit gefehlt: wir schliefen beide wie ein Stein und waren überrascht, wie plötzlich es 07:03 Uhr wurde. Ebenfalls pünktliche Ankunft in dem verschlafenen Örtchen Villingen-Schwenningen, wo wir uns auf der Toilette nochmal frisch machten und uns vorzeigbare Klamotten anzogen. Anschließend besorgten wir ein dutzend Brötchen und warteten auf Sophies Tante, die uns um kurz vor 8 Uhr mit dem Auto abholte. Diese Uhrzeit war so vereinbart, da wir nicht wollten, dass sie so früh morgens aufstehen musste. Während es gefühlt annähernd 0°C war, kamen uns knapp bekleidete junge Damen in Dirndl und Herren in kurzen Hemden und Lederhosen entgegen. „Wiesn oder Wasn?“ lautete unsere Frage. Sophie traute sich, zu fragen, und erhielt folgende Antwort: „Wir fahren nach Stuttgart zu den Wasn natürlich. Die Wiesn sind vorbei.“

Damit war auch diese Bildungslücke beseitigt – Dankeschön. Nach einem herzlichen Empfang durch Sophies Tante folgte nach der fünfminütigen Heimfahrt ein ebenso herzlicher Empfang durch Sophies Onkel. Wir zwei fühlten uns auf Anhieb wohl bei unseren Gastgebern und ließen uns super gern in dem großen Haus am Hang herumführen. Unser Schlafzimmer befand sich übrigens in einer Art kleinem Museum: dem stolzen Whiskey-Zimmer!
Ein Familienmitglied hielt sich aber noch etwas im Hintergrund: die Hündin Jazz, der es insbesondere schwer fällt, Vertrauen zu Männern mit Bart aufzubauen. Diese Herausforderung habe ich angenommen.

Gegen 9 Uhr starteten wir mit unserem reichhaltigen Frühstück und führten mehrere gute Gespräche, bevor es anschließend auf einen ausgedehnten Spaziergang Richtung Innenstadt ging. Dorthin führte ich Jazz an der Leine, sodass sie sich an mich gewöhnen konnte. Doch die vielen Passanten, die sich auf dem Markt in der Fußgängerzone tummelten, sorgten bei ihr für Unbehagen.
Dies führte unweigerlich dazu, dass wir als Gruppe auch mal eine Pause einlegen mussten. Und wo geht das besser, als um 13 Uhr im besten Irish Pub der Stadt bei einem Glas Guinness? Diese Spontanität, die von Sophies Onkel ausging, war genial. Und das eine Bier wird meinem morgigen Lauf auch nicht mehr schaden können. Also stießen wir praktisch auf meinen übernächsten Marathon Ende Oktober in Dublin an. 

Auf dem Rückweg nach Hause kaufte Sophie noch gebrannte Mandeln für alle, während ich mir eine spitze Pinzette für 7 € kaufte, mit der sich besonders gut Splitter entfernen lassen sollen. Mal sehen, aber ich lasse es nicht absichtlich darauf ankommen.
Am Nachmittag gab es ein großes Stück Apfelkuchen, bevor wir uns spontan dazu entschieden, anstelle weiterer Aktivitäten ein Mittagsschläfchen einzulegen. Mein Schläfchen dauerte jedoch ganze zwei Stunden, die mir sicher gut getan, andererseits aber auch viel Tageszeit geraubt haben. Ein bisschen komisch kam ich mir dann schon vor. Allerdings versicherten mir alle, dass das okay sei und sie ohnehin nichts Großes mehr geplant hatten.
Nachdem es tagsüber wunderschönen Sonnenschein gegeben hat, genossen wir nun auch den noch schöneren Sonnenuntergang. Eine einmalige Aussicht, die wir aus dem Wohnzimmer in Richtung französischer Grenze hatten.

Nach einem entspannten frühen Abend, leckerer Pasta und schönen langen Gesprächen war kurz vor 23 Uhr Schicht im Schacht und es ging für uns ins Bett. Trotz des Mittagsschlafs konnten wir schnell einschlafen und haben eine ruhige Nacht neben unzähligen Whiskey-Flaschen verbracht.
Der Wecker klingelte mich um 06:45 Uhr aus dem Bett, während Sophie noch gut 20 Minuten länger liegen bleiben durfte. Für mich startete die obligatorische Morgenroutine bestehend aus Ankleiden, Eincremen mit Vaseline, Tasche packen und Nervosität bändigen. Die ersten Zweifel an einer ordentlichen Leistung trotz miserabler Vorbereitung machten sich breit. Womöglich völlig zu Unrecht, aber das Kribbeln war dennoch deutlicher zu spüren, als sonst.

Planmäßig wollten wir um 08:15 Uhr aufbrechen, jedoch fiel das Frühstück etwas reichhaltiger aus, als ich dachte. Und so dauerten Kaffee, Käsebrot & Co. ein paar Minuten länger, sodass wir erst gegen 08:30 Uhr loskamen. Liebenswürdigerweise begleiteten uns unsere Gastgeber und fuhren uns vier samt Hündin ins knapp 24 km entfernte Bräunlingen. Immerhin kannten sie sich hier aus und so konnten wir zwei uns aus der logistischen Planung etwas heraushalten. Während der Autofahrt schnürte ich lediglich noch meine neuen Schuhe Nike Pegasus 34, die heute ihren ersten Marathon erleben sollten.
Dass es früh morgens zu nieseln begann, bereitete mir keine großen Sorgen. Die Wettervorhersage prophezeite kaum bis gar keinen Regen und wenig Wind. Dazu anfangs 8°C, die auf bis zu 12°C ansteigen sollten. Für uns Läufer ideale Bedingungen. Am Ankunftsort angekommen parkten wir auf einem 500 Meter entfernten Parkplatz, sodass ich mich früh dazu entschloss, schon vor meinen Begleitern vorzulaufen.
Ich wollte noch möglichst früh durch das Gewusel an der Startnummernausgabe hindurch und auch der letzte Toilettengang musste ohne Stress erfolgen. Letzteres erledigte ich gleich zu Beginn, als ich das Veranstaltungsgelände erreicht habe. Freie Dixis so kurz vor dem Startschuss müssen genutzt werden, basta!
Die Stadthalle, die als Zentrum für die Nummernausgabe und Marathonmesse diente, wirkte aufgrund der vielen Leute etwas unübersichtlich. Dennoch schaffte ich es, den kürzesten Weg durch die Massen zu finden, und huschte an der langen Warteschlange der Halbmarathonis hindurch. Nochmal falsch anstellen – wie in Bad Pyrmont – werde ich mich nicht.

Wenige Augenblicke späte hatte ich meine kleine Startnummer inklusive Gutscheine in der Hand. Mit den zwei kleinen Schnipseln, die an der Nummer befestigt waren, holte ich mir anschließend mein Gratis-Paar Laufsocken von Falke und das Glas Blütenhonig ab. Beides kam zu den vielen Flyern in den Jute-Beutel und dann nichts wie raus auf die Straße. Dort hielt ich nach Sophie und ihren Verwandten Ausschau und entdeckte sie kurze Zeit später. Von nun an blieben mir noch etwa 25 Minuten, um mich aufzuwärmen und die schwierige Klamottenfrage zu klären.

Untenrum kurz stand fest, bloß obenrum wusste ich nicht, ob ein Top eventuell zu hoch gepokert sein könnte. Bei leichtem Nieselregen und kühler Brise macht ein dünnes Langarmshirt mehr her. Ich ging das Risiko aber ein und entkleidete mich von allen langen Anziehsachen, nachdem ich eine kleine Runde zum Warmwerden durch das Örtchen absolvierte.
Wenige Minuten verblieben noch bis zum Start um 9:30 Uhr. Langsam verabschiedete ich mich von all meinen Begleitern. Sophie drückte ich noch ein paar Küsse auf die Lippen und wünscht ihr ebenfalls viel Spaß. Natürlich hoffte ich wieder, dass sie sich nicht langweilte, denn so ein Marathon kann schon recht lange dauern, wenn sonst keine Unterhaltung herrscht. Aber da gab es diesmal super Familienbeistand.
Dann machte ich mich auf den Weg in die Startzone, in der ich mich ganz vorne aufreihte. Währenddessen wurden die Favoriten vorgestellt, unter denen sich nicht nur Kay-Uwe Müller – der Sieger des 2. Augsburger Friedensmarathons –, sondern auch der Vorjahressieger und der Sieger des Freiburg-Marathons befanden. Alles Kandidaten, die um die 02:30 Stunden laufen, und mich somit nicht in den Kampf um eine vordere Platzierung eingreifen lassen würden. Das war für eine 50. Jubiläumsausgabe aber auch nicht anders zu erwarten.

Nach einem lauten Geburtstagsständchen für den Schwarzwald Marathon (es wurde laut „Happy Birthday“ gesungen) folgte der Countdown, den der aufgedrehte Moderator zusammen mit den Läufern und Zuschauern aufsagte: er gab eine laute ‚10‘ von sich, bevor das Publikum und Läufer ‚9‘ rufen sollten; es folgte seine ‚8‘ und dann waren wir wieder dran … und so weiter und so fort. Bei ‚Null‘ ertönte ein lauter Schuss und wir wurden auf die Strecke gelassen.

Endlich ging es wieder los und ein letztes Mal schaute ich nach rechts zu Sophie, ihrer Tante und ihrem Onkel und hinterließ einen Handkuss. „Bis in knapp drei Stunden“ dachte ich mir. Na mal schauen.

 

 

Der Lauf

Auf den ersten 100 Metern flog ich förmlich aus dem Startkanal hinaus und übernahm erst mal die Führung. Unmittelbar nach der ersten Rechtskurve, als es in das Dorfinnere von Bräunlingen ging, zogen die ersten Drei langsam aber sicher an mir vorbei. Natürlich handelte es sich um die zuvor genannten Favoriten des Tages und so machte ich keine Anstalten, an ihnen dranzubleiben. Als die Zähringerstraße erreicht war, ging es links ab, vorbei an der Glockenläutenden Kirche und der wohl größten Zuschauergruppe, die wir im Laufe des Rennens sehen würden. So war meine voreilige Annahme. Dass es noch ganz anders kommen würde, ahnte ich noch nicht.

Mit dem Abbiegen auf die Bruggener Straße schlugen wir die Richtung ein, die aus dem Dorf hinausführte. Der erste Kilometer wurde damit erwartungsmäßig schnell (in 03:36 min). Auch der zweite Kilometer, der gen Norden auf weite Wiesen und Felder hinausführte, war für das heutige Programm noch etwas zu ambitioniert (in 03:56 min).
Zum Glück war es noch flach und ich verschwendete keine wertvollen Körner, die ich voll und ganz auf der langen Bergauf-Passage benötigen werde. Während wir auf einer Höhe von 693 m üNN starteten, standen uns bei KM 17 und 22 Höhen von knapp unter 1000 m bevor. Also war Genießen angesagt, bevor der Kampf beginnt. Einen wertvollen Beitrag zum Thema Genuss leistete dabei der wunderschöne Regenbogen, der sich rechts vor uns erstreckte. Darf man sich dabei was wünschen? Ach nee, das war was anderes, oder?

KM 3 führte an einer großen Hauptstraße entlang (in 04:01 min), bevor das kleine Örtchen Bruggen erreicht war und wir nach links Richtung weiterer Wiesen, Wald und Natur abbogen (KM 4 in 04:08 min). Nun wurde ich von weiteren erfahrenen Läufern eingeholt und Stück für Stück überholt, bis ich mich etwa auf Position 7 oder 8 einfand. In einem weiten Linksbogen wurden von hier aus die ersten spürbaren Höhenmeter gesammelt. Das merkte ich besonders beim Erreichen von KM 5 (in 04:18 min), woraufhin es nach einer scharfen Rechtskurve auf den ersten Verpflegungspunkt zuging. Ich schnappte mir einen Becher Wasser und nahm den nächsten knackigen Anstieg in Angriff (KM 6 in 04:27 min). Ab jetzt würde es fröhlich so weitergehen mit diesen Passagen, dachte ich mir. Zuvor standen mir allerdings noch zwei recht flache Kilometer auf einem langen Geradeaus-Stück bevor (KM 7 und 8 in je 04:17 min).
Dann passierten wir den Ort Hubertshofen, indem wir kurz vor der ersten Siedlung links in den Wald einbogen und über einen recht kurvenreichen Abschnitt auf gut befestigten Waldwegen die nächsten Kilometer abhakten (KM 9 in 04:30 min und KM 10 in 04:14 min). Die Landschaft wurde ab diesem Zeitpunkt immer reizvoller, die Bäume wurden mehr und wir tauchten förmlich in den Schwarzwald hinein. Besonders fiel mir auf, dass es trotz der Höhenmeter optisch immer recht flach aussah. Die Wiesen und Felder, die sich mit den Waldabschnitten abwechselten zeigten keine Hügel oder ähnliches auf und so stellte sich der Kopf auf flache Passagen ein. Nach jeder Kurve wurde ich dann aber überrascht, dass es doch wieder eine kleine Rampe bergauf ging.
Erst nach Erreichen des zweiten Verpflegungstandes folgte ein abschüssiger Kilometer (KM 11 in 04:09 min). Und auch der zwölfte Kilometer hat richtig Spaß gemacht (in 04:06 min), als es stramm überraschenderweise auf die wohl größte Zuschauergruppe im Wald zuging: die 1. Wechselzone des Staffelwettbewerbs. Hier führte der Streckenverlauf über eine der wenigen asphaltierten Teile des Kurses. Die gesamte Straße schien für uns gesperrt zu sein und führte mich zunächst steil bergab, bis ich einen Schnitt von 03:40 min/km erreicht hatte, bevor es wieder steil zur Wechselzone hinaufging. Ich nutzte die Gelegenheit – wie ich es häufig tue – und animierte das Publikum zum lauten Applaus. Das funktioniert fast immer! Und so auch hier: die Leute rasteten aus und sorgten für einen ordentlichen Energieschub für die zweite Hälfte des Anstiegs.

Wie ich dem Höhenprofil entnehmen konnte, sollten nun die steilsten Abschnitte folgen. Ich fürchtete mich ein wenig, war aber dennoch guter Dinge, dass es zu einer Finalzeit von unter 3 Stunden reichen müsste. Auch wenn jetzt langsamere Zeiten folgen sollten. Auf einer langen Geraden, die stetig hinauf führte verlor ich die ersten wertvollen Sekunden auf meinen anvisierten Kilometerschnitt von 04:15 min/km (KM 13 und 14 in je 04:42 min). Ratzfatz war fast eine Minute futsch.
Dies führte zwangsläufig dazu, dass mich ein weiterer Läufer überholte und ein ordentliches Stück abhängen konnte. Egal, irgendetwas im Bereich der Top Ten schien noch möglich zu sein. Die nächsten zwei Kilometer lagen jeweils bei 04:33 min, was ebenfalls von stetigen Ansteigen zeugte. Lediglich die Natur und Ruhe entlohnten mich für die Strapazen und genau dafür bin ich hier an den Start getreten.
Meine Worte befassen sich noch viel zu wenig mit dem Hauptakteur des Events: dem Schwarzwald selbst. Eigentlich ist dieser an vielen Stellen wie jeder andere Wald auch, denn er erinnert mich an Trainingsläufe in der Heimat – z.B. im Tecklenburger Wald – und in Polen bei meinen Großeltern. Was diesen Wald jedoch auszeichnet, ist die unendliche Größe und Weite, mit der er sich durch die Region und Baden-Württemberg erstreckt. Zudem geht es hier kaum sichtbar, aber für die Beine umso spürbarer bergauf und bergab, was bei einem Naturlauf dieser Größe einfach nicht fehlen darf. So sehr es auch schmerzt.
Nach einer scharfen Linkskurve war KM 17 erreicht und dieser war erstaunlicherweise wieder etwas schneller (in 04:06 min). Zudem wurde die Zahl der Zuschauer wieder größer. Woran das lag, konnte ich nun sehr gut erahnen: die 2. Wechselzone der Staffelläufer stand uns bevor. Hat mich eigentlich bisher einer dieser Team-Player überholt? Ich glaube nicht.
Und was dann nach der besagten Wechselzone folgte, war einfach atemberaubend und der mit Abstand schönste Ort der Strecke. Mit dem Überqueren einer asphaltierten Straße hatten wir einen freien Ausblick auf die Landschaft unter uns. Es fühlte sich an, wie am Gipfel eines Berges. Wie der Lohn für eine stundenlange Gipfelbesteigung. Wie der König der Welt, fühlte ich mich an dieser Stelle. Und diese Aussicht entlockte mir ein laut hörbares „Wow, Hammer!“.
Auf der anderen Straßenseite ging es dann so extrem steil bergab, dass es leider keine Aufmerksamkeit mehr für die unendlichen Weiten der Natur gab. Wenige Sekunden dauerte dieses Spektakel, aber einprägsam bleibt es wie kaum ein anderes an diesem Tag.
Auf dem asphaltierten Bergab-Stück liefen wir auf einen Bauernhof zu, den es kurz später zu durqueren galt. Unten angekommen sorgte ich mich fast ein wenig um meine Beine, Gelenke und Sehnen. Haben sie diesem plötzlichen Höllenritt standgehalten (KM 18 in 04:01 min und KM 19 in 03:49 min)? Keine Zeit zum Überlegen, denn die nächsten Besonderheiten der Strecke verlangten meine volle Konzentration.
Auf dem Weg zum 20. Kilometer (in 04:37 min) schielte ich schon in Richtung Halbzeit. Welche Zeit ich in Summe auf der Uhr stehen hatte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Sollte ich schon jetzt nachsehen? Nein, erst bei KM 21,1 wollte ich entweder positiv oder negativ überrascht werden. Und da KM 21 wieder einigermaßen auf Kurs lag (in 04:18 min), rechnete ich mit einer guten Zwischenzeit.
Bevor es nach rechts auf den vorerst letzten Anstieg zuging, passierte ich die Halbmarathonmarke, die auf der Strecke nirgends kenntlich gemacht war. Meine Laufuhr hatte heute einen guten Tag und das GPS-Signal hielt trotz vieler Bäume stand. So glaubte ich ihr und sah bei KM 21,1 eine Laufzeit von 01:29:45 Stunden aufleuchten. Genial! Das ist genau die Zwischenzeit, von der ich bei diesen besonderen Gegebenheiten und meinem Trainingsstand geträumt habe. Auf dem ganzen Weg zurück zum tiefsten Punkt durfte ich mich zwar nicht zurücklehnen, aber ein negativer Split sollte möglich sein.
Da der höchste Punkt noch nicht erreicht war und die Kräfte nicht schwinden sollten, überlegte ich nun, mein erstes Energiegel einzunehmen. Die nächste Getränkestation kündigte sich an der nächsten Linksabbiegung bei KM 22 (in 04:43 min) an. Somit nahm ich ein Gel der amerikanischen Marke „GU“ aus meiner hinteren Hosentasche und riss die obere Lasche ab. Es handelte sich diesmal um eine sehr dickflüssige Variante mit der Geschmacksrichtung „Blueberry“. Sowohl von der Konsistenz als auch vom Geschmack habe ich diesmal leider danebengegriffen. Schade, dass ich noch mindestens vier weitere dieser dickflüssigen Gels habe. Mit zwei ordentlichen Schlucken Wasser war das Gröbste aus dem Mund und ich konnte lediglich die Daumen drücken, dass zumindest die gewünschte Wirkung einsetzte.
Ab sofort freute ich mich auf die Kilometer, die meine Beine einfach mal rollen lassen würden. Worauf musste ich mich eigentlich noch einstellen, außer auf das genüssliche Ankommen? Vielleicht würde ich noch überholt werden, vielleicht wird es noch fiese Anstiege geben, vielleicht kommt der Mann mit dem Hammer doch noch, vielleicht Platz der Wunsch nach Sub-3.

Auf den recht geraden, jeweils etwa 1 km langen Abschnitten durch den westlichsten Teil der Strecke purzelten die Kilometer geradezu (KM 23-27 in 04:03 min, 04:09 min, 04:04 min, 04:03 min und 04:11 min). Die Landschaft wechselte sich nicht mehr ab und sah auf diesem Teil überall gleich aus, aber das war mir vorerst egal. Hauptsache es würde im letzten Drittel nochmal spannend werden.
Und spannend wurde es, als ich plötzlich keine Sekunden mehr gut machen konnte. KM 28 führte nämlich wieder stramm bergauf (in 04:31 min) und ich ahnte, dass mich bald wieder jemand überholen könnte. Auffällig war nämlich, dass mich ständig ein Radfahrer überholte und vor mir wieder stehen blieb. Dabei galt sein Interesse einem Läufer hinter mir und nicht mir. Oder gar einer Läuferin? Ich war gespannt.
Auf den folgenden sechs Kilometern konnte ich dreimal mit jeweils 03:58 min unter der 4-Minuten-Marke bleiben. Jeweils dazwischen blieb ich knapp drüber und konnte mit einer Zeit von 24:20 min auf diesen 6 km sehr zufrieden sein. Was mir jedoch einen minimalen Dämpfer bereitete, war die Überholung der führenden Frau. Tatsächlich genoss sie diesen wunderbaren Support durch den Radfahrer. Also war sie ein Profi, schlussfolgerte ich. Die zweite Schlussfolgerung war, dass sie mich zurecht überholen durfte. Ich rief ihr hinterher, sie solle sich noch den nächsten schnappen, um sicher in den Top Ten zu landen. Um es vorwegnehmen zu dürfen: sie wurde Achte im Gesamtfeld. Respekt!
Erst als sie mich deutlich abhängen konnte, wurde ich kurzzeitig wieder langsamer. Es fehlte der Rückenwind (KM 35 in 04:19 min). Doch rechtzeitig vor einem möglichen Zusammentreffen mit dem Hammermann wurde unsere Strecke mit dem Kurs der Halbmarathonis zusammengelegt. Im Örtchen Unterbränd und gleichzeitig der 3. Wechselzone der Staffelläufer kam wieder Stimmung auf (KM 36 in 03:56 min).

© Günter Krehl (Laufreport)
© Günter Krehl (Laufreport)

Das vorerst letzte Highlight – den Kirnbergsee – hatte ich mir ehrlicherweise etwas spektakulärer vorgestellt. Vielleicht hing es mit meiner eintretenden Erschöpfung zusammen, aber die kurze Zeit, die man von der höher gelegenen Strecke auf den See schauen konnte, war für mich etwas zu kurz.
Irgendwas war mit mir los. Zwar konnte ich KM 37 noch in soliden 04:08 min abspulen, aber es wurde von nun an knüppelhart. Es war eine Müdigkeit, die mich urplötzlich überkam. Die Augenlider fielen mir zu und ich wusste aus vergangenen Läufen, dass das nun bis zum Zieleinlauf nicht vorübergehen würde. Cola musste her. Und zuvor: jeweils ein ordentlicher Schlag mit der flachen Hand auf beide Wangen. Blöder Bart, der die Schläge etwas dämpfte. Ich redete mir zu, machte mir Mut. Zwei weitere Schläge, beide noch fester. Werde wach! Bleibe wach!

KM 38 in 04:18 min und KM 39 in 04:19 min waren noch akzeptabel. „Bitte nicht langsamer werden, Patrick!“ Die Halbmarathon-Läufer, die ich reihenweise überholte, flogen nur noch an meinem geistigen Auge vorbei, aber sorgten nicht mehr für die Portion Zusatzmotivation.

Dann kam kurz vor KM 40 auch endlich die letzte Getränkestation, bei der ich mir einen Becher Cola gönnen wollte. Iso und Tee ließ ich hinter mir, dann kam der Stand mit dem Wasser. Und Cola? Keine Cola, na toll. Die Enttäuschung war groß und so würde ich wieder auf mein Backpfeifen ausweichen müssen. Mindesten zwei pro Kilometer waren nötig.
Und die Kilometer zogen sich nun wie Kaugummi. Zwar war der Start- und Zielort Bräunlingen bereits zu sehen, aber Sophies Onkel, der hier selbst schon den Halbmarathon gelaufen ist, hat mich schon vorgewarnt: Es sieht zwar nach baldiger Zielankunft aus, ist es aber nicht. Und so war es tatsächlich. Selbst mit Erreichen von KM 42 wusste ich noch nicht so recht, ob das Ziel wirklich schon in 195 Metern erscheinen würde (KM 40-42 in 04:31 min, 04:33 min und 04:32 min).
Mit zunehmend mehr Publikum am Streckenrand kam der Spaß auch wieder zurück. Auf den letzten 20 Kilometern habe ich die Puffersekunden und Minuten mitgezählt und so war mir nun sicher, dass ich mit zwei sehr ähnlich langen Halbmarathons einen ganzen Marathon in unter 3 Stunden finishen würde. Vielleicht sogar in unter 02:59 Stunden. Einen Schreckmoment musste es dann aber doch noch geben: ein junger Läufer mit Five-Fingers-Barfußschuhen, der im Läuferfeld fast durchgehend vor mir gelegen hat, lag rücklings auf dem Boden, während Passanten ihm die Beine hochhielten. Mist, der Arme. Sowas hat mich noch nie ereilt und das durfte gern so bleiben.
Nach einer langgezogenen Linkskurve wurde es dann endlich laut und ich erblickte den Zielkanal. Wo meine mitgereisten „Fans“ standen, konnte ich nicht sehen, aber das würden sie mir sicher verzeihen. Müde und kaputt, aber glücklich über das erreichte Ziel, betrat ich den roten Teppich und genoss die letzten Augenblicke eines sehr außergewöhnlichen Marathons – dem Klassiker schlechthin.

Und wie lautete nun die Zeit? 02:58:51 Stunden und damit doch noch die erhoffte schnellere zweite Hälfte (01:29:06 Std.). Was anderes hätte ich auch nicht zulassen dürfen.

 

Nachher

Im Zielkanal traten nicht nur die Ermüdung wieder zum Vorschein, sondern auch kältebedingtes Zittern, Durst und wackelige Beine. Komischer Mix aus Symptomen, die sicher auch mit der kurzen Nacht vor dem Lauf zu tun hatten. Aber egal, denn geschafft ist geschafft und die Pause durfte ich genießen.
Nach Erhalt der großen silbernen Medaille, die das Porträt des Gründers des Schwarzwald Marathons zeigte (Roland Mall), wankte ich weiter zu den reichhaltigen Getränketischen. Hier erhielt ich endlich meine zuckerhaltigen Drinks, die ich so sehr vermisste, Cola gab es aber leider keine. Oder ich hatte sie übersehen, wer weiß.
Sophie eilte unterdessen herbei und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Auch sie sah, dass es mir eher schlecht ging und musste mich gar stützen. Nach einigen Augenblicken ging es mir wieder einigermaßen gut und ich stapfte mit schweren Beinen zu Sophies Tante und Onkel. Auch sie gratulierten mir herzlich und ich berichtete kurz, wie es mir ergangen ist.
Daraufhin wollten wir aber keine weitere Zeit verlieren und huschten in die etwas wärmere Halle, in der sich die Gepäckaufbewahrung und die Duschen befanden. Leider waren die Taschen in einem Bereich abzuholen, in es eine Art Tribüne in Form von sehr hohen Stufen gab. Diese mussten zwar nicht zwingend bewältigt werden, aber um schneller eine seine Tasche zu kommen, nun mal schon. Und das versuchte ich mit  letzten Kräften.
Als eine andere Läuferin sah wie ich mich abmühte und welche Art von Schmerzen ich zu haben schien, fragte sie kurzerhand, ob sie mich drücken dürfte. Ohne meine Antwort lang abzuwarten, packt sie sich bereits den unteren Bereich meines Rückens und die Beine und drückte ohne allzu großem Krafteinsatz. Es tat erstaunlich gut und nach maximal 20 Sekunden war die Prozedur vorüber und ich konnte mich wieder etwas agiler bewegen. Wahnsinn!
Nach Erhalt meiner Tasche wollte ich aber nochmal genüsslich mit Sophies Onkel anstoßen, der mir direkt nach meinem Zieleinlauf eine ordentliche Flasche Bräunlinger Löwenbräu Kellerbier überreicht hatte. Obwohl ich mich riesig gefreut hatte, war das Bier zu dem Zeitpunkt noch etwas schwer runter zu kriegen. Aber nach der kurzen Erholung schmeckte es dann wesentlich besser und wir stießen nochmal an.

 

Anschließend ging es zum Duschen, bevor wir dann um kurz vor 14 Uhr in die große, gut gefüllte Sporthalle gingen. Hier mussten wir uns zunächst einen Platz mit vier freien Stühlen erkämpfen, was gar nicht so einfach war. Zu Trinken und zu Essen gönnten wir uns eine Spezi und angebratene Maultaschen-Stücke mit einer Art Cocktail-Soße. Sehr deftig, aber ebenso lecker, also genau was ich brauchte.

Da ich damit rechnete, zumindest in meiner Altersklasse im oberen Bereich gelandet zu sein, warteten wir bis zur Siegerehrung. Wie ich in der Zwischenzeit aus dem Internet erfuhr, wurden mir der dritte Altersklassen-Platz und der zehnte Männer-Platz zuteil. Für den dritten Platz sollte es auf der Bühne eine Kleinigkeit geben, wie sich nach den ersten paar Ehrungen herausstellte.
Da aber zuerst die Halbmarathonis und anschließend zuerst die Frauen des Marathons geehrt wurden, dauerte es noch anderthalb Stunden, bis ich drankam. Mir tat diese lange Wartezeit insbesondere für unsere Gastgeber und Sophie leid, für die eine solche Zeremonie noch eintöniger erscheinen musste, als für mich.

Überreicht wurde mir dann letztendlich eine schöne Urkunde und ein Gutschein in Höhe von 20 €, worüber ich mich sehr freute. Da der Sponsor – Intersport Stähle – auch im hinteren Bereich der Halle einen großen Stand aufgebaut hatte, konnte ich diesen unmittelbar nach der Ehrung schon einlösen. Die Wahl fiel auf kurze schwarze Kompressionssocken von der Marke CEP im Wert von 18 €, die restlichen 2 € wurden mir ausbezahlt.
Um 15:30 Uhr waren wir dann endlich auf dem Weg zurück zum Auto, wo die Hündin Jazz auf uns wartete. Zwischenzeitig ist es wieder sehr sonnig und warm geworden, sodass wir hofften, dass es ihr gut ging. Wie ich erfahren habe, hat Jazz beim morgendlichen Startschuss den Schock ihres jungen Hundelebens erlitten. Davon konnte sie sich nur langsam erholen.
Aber es schien alles gut gewesen zu sein, sodass wir nach der Rückkehr nach Hause um 16 Uhr allesamt platt auf das Sofa plumpsten. Wir waren uns sehr bald einig, dass heute kein weiteres Programm mehr folgen musste, zumal Sophie und mir am Abend noch eine ordentliche Rückreise bevorstand.
Nach einem sehr leckeren Abendessen, das Sophies Tante liebenswürdigerweise noch für uns kochte, wurden wir um kurz nach 19:30 Uhr von beiden zum Bahnhof gebracht und bis zum Bahnsteig begleitet. Ein ereignisreiches Wochenende mit schönen Insider-Einblicken in die Stadt Villingen-Schwenningen und die Umgebung ging nun zu Ende und die Zeit des Abschieds nahte.
Pünktlich um 19:50 Uhr stiegen wir in den ersten von insgesamt fünf Zügen, die uns nach Bielefeld bringen sollten. Leider erfuhren wir aber schon vor Reiseantritt, dass der zweite Zug zwischen Offenburg und Mannheim ausfiel und wir stattdessen in einen anderen IC zum Frankfurter Hauptbahnhof steigen sollten. Das brachte unsere folgenden Anschlüsse ein wenig durcheinander, sodass wir am Ende der Nacht mit nur kurzen Schlafpausen um kurz vor 6 Uhr, und damit knapp 20 min später als geplant, in Bielefeld ankamen.
Nach dem Weg zu Sophies WG und dem Fertigmachen lagen wir um 7 Uhr müde im Bett, das ich allerdings um 9 Uhr schon wieder verlassen musste. Da es Montagmorgen war und ich mir an diesem Tag leider keinen ganzen Tag Urlaub nehmen konnte, ging es wieder Richtung Hamburg. Zum Glück war es auf den Straßen so chaotisch, dass ich nicht müde wurde. Um 12 Uhr kam ich an der Tchibo Zentrale an und huschte ins Büro.
So richtig realisieren werde ich dieses Wochenende aber womöglich erst in ein paar Tagen, denn so ein Hick-Hack habe ich selbst in ganz jungen Jahren noch nicht erlebt. Schon verrückt, dass all das zudem völlig freiwillig geschah.
In diesem vorletzten Satz möchte ich noch einmal ein ganz großes DANKESCHÖN für Sophies Tante und Onkel aussprechen, die uns unheimlich freundlich empfangen und beherbergt haben. Wir beiden werden dieses super Wochenende gewiss nicht vergessen!

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

42,195 km

 

02:58:51 Std.

 

02:58:52 Std.

 

Männl. Hauptklasse (88-97)

 

3. von 24 (12,5 %)

 

10. von 417 (2,4 %)

 

11. von 550 (2,0 %)