4. 45km-Promenade-Lauf Münster

14.01.2017

Vorher

Aufgrund einer hartnäckigen Erkältung, die ich seit Silvester mit mir rumschleppte, blieb mir mein lang ersähnter Start beim Kevelaer Marathon am 08.01.2017 verwährt. Zu schade, denn das wäre der denkbar früheste Termin für einen ersten Marathon im neuen Jahr. Da ich mich aber noch nicht angemeldet hatte, musste ich der Startgebühr nicht hinterhertrauern und akzeptierte die Situation.
Trotzdem sollte schnellst möglich ein Lauf über mindestens diese Distanz folgen, denn mein straffer Zeitplan sieht vor, dass ich mich im Jahr 2017 im Schnitt alle 3 Wochen auf die Marathon- oder gar Ultradistanz verirre. Ziel sind 17 Marathons im Jahr 2017 und bereits im Januar sollte dieses Vorhaben starten. Alle privaten Angelegenheiten, wie mein bevorstehender Umzug von Hannover nach Hamburg, sowie meine Liebsten, wie meine Freundin und Family, dürfen darunter nicht leiden.
Und so fiel mir noch am Anfang des Jahres ein kleiner, privater Ultramarathon in der schönen und mir bereits bekannten Stadt Münster in die Hände: der 45km-Promenade-Lauf am 14.01.2017. Der Vorteil hierbei sollte sein, dass er nicht weit entfernt von meiner Heimat lag und ich entsprechend früh wieder zu Hause sein müsste. Aber dazu am Ende mehr.
Veranstalter und selbst Teilnehmer dieses Laufes ist der erfahrene Marathoni Wolfgang Gieler, Mitglied im 100-Marathon-Club Deutschland. Erst am 03.01. diesen Jahres soll laut Ausschreibung die erste Austragung des Laufes stattgefunden haben. Gefolgt von Läufen über dieselbe Distanz am 05.01. und 07.01. soll nun an diesem Samstag die vierte Austragung stattfinden. Das nennt man Sammel-Leidenschaft!
Geplant ist, dass sich mindestens 3 und höchstens 10 Teilnehmer pro Lauf zusammenfinden und die genau 4,5 km lange Promenade um die Altstadt von Münster zehnmal zurücklegen. Da in der Ausschreibung nicht die Rede von einem geführten Gruppenlauf ist und mir das Laufen auf der Promenade sehr gut gefällt, sind mein Interesse und meine Motivation hoch. Sollte der Lauf wie geplant stattfinden, nehme ich mir ein moderates Renntempo von 04:30 min/km vor und schaue, wie weit ich damit komme. Erwähnenswert ist auch, dass Wolfgang Gieler für das Zusammenführen dieser Verrückten keine Startgebühr erhebt. Andererseits sind auch keine Verpflegung, keine Streckensperrung und keine Startnummer oder Finisher-Medaille geboten, wie es von anderen Marathons bekannt ist. Lediglich eine Urkunde für den nötigen Nachweis über die erbrachte Leistung wird es am Ende des Laufes geben. Super Kompromiss, wie ich finde!
Am Montagmorgen, den 09.01., schrieb ich Wolfgang persönlich per E-Mail an und teilte ihm mein Interesse und die wichtigsten Daten mit. Seine Antwort folgte am Abend und besagte, dass wir noch nicht die erforderliche Mindestteilnehmerzahl erreicht hatten, sprich wir waren zu zweit. Am darauffolgenden Nachmittag teilte er mir dann mit, dass sich ein dritter Marathon-Sammler gefunden hat, der jedoch eine frühere Startzeit anfragt. Statt um 09:00 Uhr sollte bereits um 08:00 Uhr gestartet werden, sofern ich mein „Okay“ dafür gebe. Kein Problem, an dieser Stelle unterstützt man sich gern, habe ich mir gedacht, und Wolfgang direkt meine Zusage gegeben. Somit war am Dienstag vor dem Lauf alles in trockenen Tüchern und die Vorfreude durfte weiter steigen.

Am Freitagabend vor meinem nunmehr 5. Ultramarathon fuhr ich nach der Arbeit zusammen mit meiner Freundin Sophie zu ihren Eltern nach Laggenbeck. Geplant war ein entspannter Abend in netter Gesellschaft und natürlich ordentlich Pasta. Außerdem wollte ich nicht allzu spät ins Bett gehen, zumal am nächsten Tag um spätestens 06:45 Uhr die Abfahrt nach Münster starten musste. Im Laufe des Abends entschieden wir uns final dafür, dass ich alleine zu dem Lauf reisen würde und Sophie mich nicht wie gewöhnlich begleitet. Erstens ist es eine sehr ungemütliche Uhrzeit, um an einem Samstagmorgen aufzustehen, und zweitens bietet dieser Lauf keinen Reiz für eventuelle Zuschauer. Denkbar wäre lediglich eine Fahrradbegleitung, aber ungern mitten im Januar.

Nach dem Essen und noch einiger Zeit vor dem Fernseher verzogen wir uns in die Koje, aus der mich der Wecker um kurz nach 6 Uhr wieder herausscheuchte. Es folgte ein spartanisches Frühstück, das ich mir für die etwa 45-minütige Autofahrt schmierte. Dazu kam eine Banane und das war’s. Für den eigentlichen Lauf, während dessen sich jeder selbst versorgen musste, bereitete ich einen Laufgürtel mit Trinkflasche und Energiegel vor.
Schnell in mein vorbereitetes Lauf-Outfit geschlüpft und nichts wie auf zum Auto. Um 06:45 Uhr verabschiedete ich mich kurz von Sophie und versprach, pünktlich zur Brunch-Zeit wieder da zu sein. Na mal sehen, ob die Rechnung aufgehen wird.
In völliger Dunkelheit zischte ich über die Autobahn A1 und durch einen Schleier aus Nieselregen hindurch. Die Wetterprognose sah so aus, dass zeitig zum Start der Regen aufhören und die Sonne rauskommen würde. Zudem soll kein allzu starker Wind wehen und die Temperatur bei etwa 1°C liegen. Nahezu ideal für einen Tag mitten im Januar, würde ich sagen.

Auf den Tipp meiner Schwester hin, die in Münster studiert, suchte ich südlich des Schlosses – genauer in der Badestraße – nach einem kostenlosen Parkplatz. Und mit einem Quäntchen Glück entdeckte ich einen letzten freien Platz, parkte das Auto und schnaufte nochmal tief durch. Was mache ich hier gleich? In 20 Minuten geht es auf die hoffentlich unbeschwerte Reise rund um Münster und das über eine Distanz, die jenseits vom Marathon liegt. Verrückt muss man sein.
In den letzten Minuten vor dem Start erledigte ich die letzten obligatorischen Dinge: Bei der Klamottenwahl endlich eine Entscheidung finden, Schuhe schnüren, meiner Freundin und Family eine letzte Nachricht schreiben und nicht zuletzt der Gang ums Eck. Da es natürlich keine Toiletten gab, musste ein nahe gelegener Busch dran glauben.

Um 07:50 Uhr ging ich zum südlichen Teil des Schlossplatzes, wo auch der gemeinsame Start erfolgen sollte. Dort entdeckte ich aus der Ferne bereits erste Geschöpfe in bunten Jacken, die sich auf der Stelle warm hüpften und in die Hände bliesen. Sofern wir gleich komplett sein sollten, würde es sich sofort starten, sodass ich schon mal meine GPS-Laufuhr in Betrieb nahm. Hoffentlich findet sie das Signal schnell, doch Nein, sie tat es nicht.
An der kleinen vierköpfigen Gruppe angekommen, begrüßte ich alle Männer und wechselte mit Wolfgang ein paar Worte. Er verstand, dass ich mein eigenes, schnelles Tempo laufen würde, und teilte mir mit, ich solle ihm nach dem Lauf die gelaufene Zeit per Mail zuschicken. Allein aus diesem Grund wollte ich meine Uhr schnell zum Laufen bringen und entschuldigte die kurze Warterei, die durch mich noch zustande kam. Währenddessen zeigte uns Wolfgang die Start- und Ziellinie, die ganz einfach ein Riss im Asphalt war.

Die Richtung war gegen den Uhrzeigersinn und die Straßenverkehrsordnung galt es zu beachten. Letzteres wurde mit einem Augenzwinkern erwähnt. Mehr Instruktionen gab es nicht und so musste das Hufenscharen jetzt bald ein Ende haben. Lasst die Wilden los!
Nachdem meine Uhr endlich den Kontakt zum Satelliten gefunden hatte, folgte ein mündliches „Los geht’s!“ und das Piepen der fünf startenden Uhren durchbrach die morgendliche Stille. Tatsächlich ging es nun los Richtung Ultra Nummer Fünf. Völlig seelenruhig. Völlig ungewohnt und doch schön wie jedes Mal.

 

Der Lauf

Mit den ersten Schritten auf der Promenade folgte die erste Schikane. Denn nach einem kurzen Stück auf dem Fußweg folgte eine erste diagonale Straßenüberquerung, bevor es parallel zur Badestraße Richtung Aasee ging. Die Ruhe tat gut und ließ mich direkt in eine Art Wohlfühltempo verfallen. Durch das fehlende Aufwärmen waren die Beine zwar noch etwas müde, aber das war in Ordnung. Sicher würde ich erst nach zwei bis drei Runden in einen Rhythmus verfallen, in dem sich die Beine richtig wohlfühlten.
Meine vier Kollegen ließ ich auf Anhieb hinter mir und orientierte mich somit an den derzeit noch wenigen Fußgängern und Radfahrern. Später würde es sicher voller und dadurch unterhaltsamer werden, aber mir wäre beides recht. Die erste große Kreuzung mit der Weseler Straße (B 54) bei KM 1 (in 04:20 min) konnte ich noch problemlos ohne Warten und illegalem Rot-Ignorieren überlaufen.
Dahinter folgten ein leichter Anstieg erneut zur Promenade hinauf und eine schöne Allee, die in eine langgezogene Linkskurve überging. Hinter den Bäumen und Gebäuden konnten die ersten Sonnenstrahlen des Tages vermutet werden. Also scheinbar doch Glück mit dem Wetter gehabt, super!
Nachdem es zwei schmale Straßen zu überqueren gab, folgte kurz hinter KM 2 (in 04:23 min) eine knackige Unterführung unter der Mauritzstraße hindurch. Jedoch überlegte ich kurzfristig, ob hier zu solch früher Uhrzeit nicht auch eine flache Kreuzung der Straße möglich wäre. Somit entschied ich mich spontan dafür, die Unterführung links zu passieren und den vermeintlich leichteren Weg ohne die paar Höhenmeter zu wählen. Jedoch lief ich geradewegs auf eine eiserne Absperrung zu, die sich auf der Verkehrsinsel zwischen den beiden Straßenspuren befand. Ohne einer Möglichkeit, diese zu umgehen, musste ich mich bücken und durch die Absperrung hindurch schlüpfen. Keine gute Idee also.
Ich merkte mir für die kommenden neun Runden, dass die Unterführung definitiv die bessere Entscheidung werden würde. Auf dem Weg Richtung KM 3 (in 04:19 min) gab es beim Überqueren der Hörsterstraße normalerweise eine rote Ampel zu beachten. Normalerweise hieß für mich also nur dann, wenn wirklich reger Verkehr herrschte. Das war auf der ersten Runde noch nicht der Fall.
Am nordwestlichsten Punkt der Promenade angekommen gab es nochmal eine etwas spitzere Linkskurve vorbei am Zwinger und anschließend ein leichtes Gefälle. Hiernach erreichte ich bald schon die erneute Querung der B 54, diesmal jedoch nördlich des Schlossplatzes. An dieser Stelle der Strecke konnte im Laufe des Tages meiner Einschätzung nach mit den längsten Ampel-Rot-Phasen gerechnet werden. Ich ließ mich überraschen.
Mit KM 4 (in 04:21 min) war ich dann wieder auf dem Schlossplatz vor der Westfälischen Wilhelms-Universität angekommen. Gut 400 Meter weiter war dann auch die erste von zehn Runden geschafft. Somit zeigte mir meine Uhr 4,4 km statt der angekündigten 4,5 km pro Promenaden-Runde an. Mal schauen, wie sich das mit der Laufdistanz im Verlauf des Tages und durch zunehmende Überholungen anderer Passanten ergeben würde. Mein Anspruch war jedenfalls, mindestens die geforderten 45 km zu absolvieren, um es auch legal als Ultramarathon werten zu können. 

Mit Beginn der zweiten Runde kam die Sonne zunehmend zum Vorschein und der Himmel verabschiedete sich von seinen wenigen Wölkchen. Bei solch grandiosen Bedingungen ist es ein Traum, eine lange Distanz laufen zu dürfen. „Zum Glück nicht nur ein kurzer Marathon“, dachte ich mir insgeheim. Aber erst mal konzentrierte ich mich weiter auf das Abspulen meiner Kilometer und die Unterführung am Mauritztor. Diese diente nun als eine kleine Abwechslung zur ansonsten recht flachen Strecke.
Bei nach wie vor wenig Verkehr waren die ersten 10 Kilometer in 43:39 min (21:48 min und 21:51 min) geschafft. Der Schnitt belief sich somit auf 04:22 min/km, womit ich absolut zufrieden sein konnte. Ein kleines bisschen langsamer durfte es noch werden, aber eine Zielzeit von mindestens 03:30 Stunden war fest in Visier.
Wir näherten uns der 9-Uhr-Marke und es wurde langsam voller auf der beliebten Promenade. Noch waren es ältere Spaziergänger und Radfahrer, bevor später sicherlich auch die Studenten aus ihren Betten gekrochen kommen. Ursprünglich hatte auch meine Schwester geplant, mich auf der Promenade-Runde aufzusuchen oder mir während ihres eigenen Trainings entgegen zu laufen. Doch da sie am Vorabend erst spät nach Hause gekommen ist, hatten wir uns so abgesprochen, dass ich sie nach dem Lauf besuchen komme. Unter anderem war geplant, dort dann auch duschen gehen zu können.
Aber bis dahin hatte ich noch gut 35 Kilometer vor mir. Mit der Sonne um die Wette strahlend absolvierte ich den nächsten 5-km-Abschnitt in etwas langsameren 21:53 min. Insgesamt lief es allerdings mehr als gleichmäßig, womit ich gar nicht gerechnet hätte.
Von nun an häuften sich die Fälle, in denen ich Zwischensprints einsetzen musste, um noch eine grüne Ampel erwischen zu können. Meistens schaltete diese kurz vor Betreten der Straße noch auf Rot um, doch ich riskierte die schnelle Überquerung, bevor die Autos Grün erhielten. Dadurch wurde KM 18 zwischenzeitig zum schnellsten Kilometer des Tages (in 04:11 min). Den vierten Abschnitt über 5 km hatte ich somit nach 21:43 min hinter mir.
Lockeren Schrittes ging es auf der fünften Promenade-Runde dem Halbmarathon entgegen, den ich nach gut 01:31:30 Stunden in der Tasche hatte. Voll auf Plan also, denn den Marathon Richtung „Sub-3“ wollte ich im Rahmen eines Ultras nicht unbedingt laufen.
Da der Verkehr nun spürbar zunahm, wollte ich so selten wie möglich rote Ampeln überlaufen und entschied mich somit dazu, auf dem Gehweg so lange hoch und runter zu laufen, bis die Straßen passierbar wurden. Dadurch sammelte ich die nötigen Meter, die mir auf der gesamten Runde von geplant 4,5 km fehlten. Meiner GPS-Uhr zufolge betrug diese nämlich nur 4,4 km und so würden mir am Ende des Tages 1000 Meter fehlen. Ich prognostizierte also, dass die paar Meter, die ich nun zusätzlich hoch und runter laufen würde, genau diese Differenz ausmachen könnten.
Auf den folgenden 10 Kilometern Richtung KM 30 wurde ich stetig schneller, wenn auch kaum spürbar (KM 21-25 in 21:35 min und KM 26-30 in 21:30 min). Doch es tat gut, mit immer noch frischen Beinen durch diese sonnige Stadt zu laufen. Diese Runde ist echt empfehlenswert für all diejenigen, die Münster noch nicht kennen und das Laufen oder Radfahren lieben.
In regelmäßigen Abständen überholte ich die anderen vier Teilnehmer der heutigen Veranstaltung und winkte meistens kurz zu, sofern ich niemanden übersehen hatte. Wolfgang Gieler teilte ich im Vorbeilaufen außerdem mit, dass er sich für eine wundervolle Strecke entschieden hatte. Daumen-Hoch!
Mein nächster „5er“ wurde minimal langsamer (in 21:35 min) und so hatte ich nach gut 2,5 Stunden nur noch 10 km vor mir. So schnell vergeht die Zeit. Hoffentlich lief es auf den letzten gut zwei Runden immer noch so reibungslos wie früh morgens, aber ich war zuversichtlich.
Mit zunehmender Zeit wurden die Wege voller und man bekam einiges an Unterhaltung geboten. Unter anderem fuhr mir ein Mann in relativ dicker, neon-gelber Sportbekleidung mehrmals mit seinem großen Trettroller entgegen. Mindestens eine Stunde lang begegnete ich ihm mindestens fünf Mal. Außerdem analysierte ich das Verhältnis zwischen Radfahrern, Läufern und Spaziergängern und kam zu dem Schluss, dass früh morgens die Läufer und später die Radfahrer in Überzahl waren. Der Anteil an Spaziergängern blieb hingegen gleich.
Auf meiner vorletzten Runde sammelte ich an der roten Fußgängerampel der Überquerung der B 54 nördlich des Schlossplatzes die meisten Extrameter des Tages, indem ich mehrmals hoch und runter lief und Zusatzschleifen drehte. Die angepeilte Differenz zu den 45 km schien damit beglichen. Nach 02:53:22 Stunden waren damit dann 40 km geschafft und noch exakt 5 km lagen vor mir (KM 36-40 in 21:27 min). Von diesen letzten 5 km glichen die ersten 500 Meter den letzten 500 Metern der vorletzten Runde und somit genoss ich ein vorletztes Mal die lange Gerade vor dem schönen Schloss. Wenn ich das nächste Mal hier sein würde, wäre auch die zehnte Runde über die 4,5 km lange Promenade Geschichte.
Voller Euphorie und mit kaum Müdigkeitserscheinungen spulte ich die letzten Kilometer sehr ambitioniert ab. Dabei waren KM 41 in 04:19 min und KM 42 in 04:23 min noch relativ verhalten. Die Marathonmarke war nach 03:02:53 Stunden erreicht und somit war die zweite Hälfte sogar sieben Sekunden schneller gewesen, als die erste. Doch dann folgten nochmal zwei schnelle Kilometer in 04:07 min und 04:15 min, die richtig Spaß machten. Ein letztes Mal überholte ich all die Passanten und malte mir dabei aus, was diese wohl denken würden, wenn sie wüssten, dass sie hier kein „normaler“ Läufer überholt.
Ein letztes Mal vorbei am Zwinger, vorbei an der fiesen - diesmal grünen - Ampel und vorbei am Schloss, bevor das vorwiegend einsame Rennen nach einem super schnellen Kilometer (KM 45 in 03:56 min) zu Ende ging. Ganz bis an die Ziellinie kam ich jedoch nicht mehr, denn durch meine Meter-Sammelei an den roten Ampeln waren meine insgesamt 45 Kilometer schon knapp 100 Meter früher voll. Die letzten Schritte genoss ich also gehend und freute mich über die Endzeit von 03:14:20 Stunden. Ich dachte noch kurz nach, ob ich das etwas frühere Abstoppen mit meinem Gewissen vereinbaren konnte, aber ja, denn 45 km sind nun mal 45 km.

Nachher

Mit umschweifendem Blick schaute ich mir die Umgebung rund um die Wilhelms-Universität an, genoss die Sonne und fand die plötzliche Stille dennoch sehr ungewohnt und merkwürdig. Niemand jubelte, niemand der mich umarmte. Komisch und doch ein bisschen schön, denn es ging mir gut: Mit 45 km in den Beinen ging es mir sogar besser, als ohne gelaufen zu sein. Natürlich ist der Körper etwas müde, aber der Kopf und das Herz sind sich darüber einig, dass dieser Lauf richtig gut tat.
Nach meinem stillen Zieleinlauf joggte ich zu meinem 200 Meter entfernten Parkplatz, ließ meine Trinkflasche im Auto und nahm dafür meine wärmende Jacke, mein Handy und ein Pfund Tchibo Privat Kaffee mit. Anschließend knipste ich mit Selbstauslöser ein Finisher-Foto von mir und wartete ein paar Minuten, bis der Organisator Wolfgang am Schloss vorbeilief.

Ich wechselte noch ein paar Worte mit ihm, überreichte den Kaffee als Dankeschön für die Organisation des Laufs und erhielt im Gegenzug ein dickes Afrika-Lexikon, dessen Herausgeber Wolfgang persönlich ist. Das ist natürlich eine super Überraschung und so hatte ich – trotz fehlender Startnummer oder Medaille – doch noch meine Trophäe von diesem schönen Ultramarathon.
Bevor wir uns verabschiedeten, vereinbarten wir, dass ich später meine Laufzeit per E-Mail übersende und als Antwort eine Urkunde in PDF-Format erhalte. Auch das ist eine gute und günstige Lösung, wie ich finde.

Kurz vor 12 Uhr machte ich mich dann auf den kurzen Weg zu der Wohnung meiner Schwester Nicole, die sich zusammen mit ihrem Freund Tobi in den letzten Vorbereitungen für ihre heutige Einweihungsparty befanden. Sie freuten sich mit mir über mein erfolgreiches Finishen und schüttelten gleichzeitig nur den Kopf. Für die eingefleischten Münsteraner scheint es schier unglaublich, die Promenade so häufig laufend abzuspulen, wo es doch mehr Fahrräder als Einwohner gibt.
Nach einer wärmenden Dusche und zwei Gläsern Cola saß ich schon bald wieder im Auto und war auf dem Heimweg nach Laggenbeck, wo ich doch tatsächlich pünktlich zum späten Frühstück (oder Brunchen) erschien. Auch dort waren die Glückwünsche mit ähnlichem Kopfschütteln verbunden. Tja, so bin ich nun mal.

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

45 km

 

03:14:20 Std.

 

03:14:20 Std.

 

Männl. Hauptklasse (88-97)

 

1. von 1 (100 %)

 

1. von 5 (20,0 %)

 

1. von 5 (20,0 %)